Die Mitglieder der TsG Jena trauern um Peter Kröplin, der am 10.02.2016 verstorben ist.

Peter Kröplin
Bild: Elke Jatzkowski

Geboren am 04.08.1924 kam Peter Kröplin vor mehr als sieben Jahrzehnten von der mecklenburgischen Ostseeküste nach Thüringen, um in Jena ein Lehrerstudium aufzunehmen. Seit 1951 arbeitete er bei Carl Zeiss Jena als Physiker, über alle die Jahre bis zu seiner Pensionierung waren optische Gitter, das Kernstück optischer Präzessionsmessgeräte, der bestimmende Gegenstand seines Arbeitsalltags.

In seiner Heimat Mecklenburg hatte Peter zum Turnen gefunden und es bis in die Landesauswahl gebracht. Er setzte in Jena seine sportliche Laufbahn im Turnen fort und war bis zum Beginn der sechziger Jahre Mitglied der Männerriege der Sektion Turnen / Gymnastik, einem Flaggschiff  der BSG Motor Carl Zeiss Jena. Trotz eines körperlichen Handicaps – durch einen Granatsplitter war sein rechtes Knie schwer verletzt worden und seit dem versteift – gehörte er zu den Leistungsträgern dieser Mannschaft. Neben der eigenen sportlichen Betätigung hatte er parallel dazu den Kinder- und Frauenwart der Sektion Heini Rittberg im allgemeinen Kinderturnen als Übungsleiter unterstützt.

Der Kinder- und Jugendbereich war es dann auch, in dem er sich nach seiner Zeit als aktiver Wettkämpfer in die Entwicklung des Turnens in Jena einbrachte, er war der Motor, der wesentlich den Wandel von einem mehr allgemein orientiertem Turnen zu einem wettkampforientiertem Gerätturnen im männlichen Bereich antrieb. Die Bedingungen waren günstig, so wurde ab 1965 das Wettkampfsystem der Kinder- und Jugendspartakiaden eingeführt und in Jena entstand ein Trainingszentrum Turnen, in dem am Gerätturnen interessierte Mädchen und Jungen in den ersten vier Schuljahren eine leistungsorientierte Grundlagenausbildung erhielten. Nur wenige bestanden die Aufnahmeprüfung an der  Kinder- und Jugendsportschule des SC Motor Jena, wer weiter turnen wollte, war in den Trainingsstunden der  Sektion Turnen / Gymnastik bei Peter Kröplin bestens aufgehoben.

Nicht zuletzt: Peter war es endlich gelungen, seine Erika davon zu überzeugen, seine Ehefrau zu werden und zu ihm nach Jena zu ziehen. Erika Kröplin kam von der Kinder- und Jugendsportschule in Bad Blankenburg, wo sie als Lehrerin und Turntrainerin tätig war, sie setzte ihren Beruf an der Adolf-Reichwein-Schule fort und arbeitete ehrenamtlich als Trainerin sowohl im Trainingszentrum Turnen als auch in der Turnsektion der BSG Carl Zeiss Jena und kümmerte sich fortan um den weiblichen Turnnachwuchs. Beide waren der Musik zugetan und hatten ein Konzertabonnement der Jenaer Philharmonie, sie wanderten gerne, betrieben Schwimmen und Wintersport, im Sommer stand eine mehrwöchige Urlaubsreise an, möglichst weit weg ans Meer und ins Gebirge. Wie oft auch in der Turnhalle bei Training und Wettkampf, hatte Peter einen Fotoapparat und die  8-mm-Schmalfilmkamera dabei. Die besten der stehenden und bewegten Bilder wurden traditionell zum Jahresende präsentiert und bei seinen Vorträgen konnte Peter dank seines trockenen Humors so manchen Lacher für sich verbuchen.

Doch die Tätigkeit als Übungsleiter war es nicht allein, die Peter Kröplin für das Gerätturnen einbrachte. Mehr als ein Jahrzehnt war er als Sektionsleiter für die gesamte Sektion Turnen / Gymnastik verantwortlich, zu einer Zeit, da nach der Statistik die Zahl der Mitglieder im vierstelligen Bereich lag. Im Kreisfachausschuss Turnen / Gymnastik Jena – Stadt war er über viele Jahre für das Kinder- und Jugendturnen und damit für die Organisation und Durchführung aller Wettkämpfe in diesem Altersbereich zuständig, oftmals arbeitsaufwendig, weil z.B. allein die Vervielfältigung einer Ausschreibung nur per Schreibmaschine mit vielen Durchschlägen und mehrfach getippt möglich war. Und sollte er bei Wettkämpfen einmal nicht am Betreuen oder Organisieren sein, war er als Kampfrichter tätig und amtierte in allen Alters- und Leistungsklassen auch weit über die Grenzen Jenas hinaus. Seine Wertungen waren Erziehungsmittel, zumeist streng und gerecht, mit angemessener Milde, wenn es ihm nach einer völlig verpatzten Übung angebracht erschien. So hatte er es in Kampfrichter – Lehrgängen den nachkommenden Kampfrichtern beigebracht und in der Arbeit am Kampfrichtertisch vorgemacht.

Denn nicht nur das Turnen konnte bei Peter Kröplin erlernt werden, mit Blick auf eine langfristige Entwicklung des Gerätturnens hatte er auch dafür Sorge getragen, das geeignete Turnerinnen und Turner an die Arbeit als Übungsleiter herangeführt und ausgebildet wurden, um dann schrittweise die Verantwortung für eine Trainingsgruppe zu übernehmen.

Ein Denkmal hat sich Peter Kröplin selbst gesetzt:

Akribisch und auf einem enormen Fundus von Daten aller Art, wie Wettkampfprotokollen oder Fotos, auch unter Nutzung des von Harry Pippardt zusammengetragenen Materials hat er sich daran gemacht, eine Chronik über das Turnen in Jena seit 1945 zu schreiben. Teile davon sind (redaktionell verkürzt) in den „Jenaer Schriften zum Sport“ in den Bänden 18 und 19 veröffentlicht.
Dieses Alterswerk ist nicht mit einer Schreibmaschine geschrieben und dazu Fotos eingeklebt, nein, dafür hatte Peter tüchtig „digital aufgerüstet“ und sich mit einer gut ausgestatteten Computertechnik vertraut und an die Arbeit gemacht.
Die Chronik endet mit dem Jahr 2011, dem Jahr, in dem die TsG Jena als eigenständiger Turnverein gegründet wurde. Nach 1989 hatte Peter Kröplin die Turnerinnen und Turner, die damals in der BSG Carl Zeiss Jena organisiert waren, tatkräftig über die Klippen begleitet, zunächst als Leitungsmitglied der Turnabteilung in der SV Carl Zeiss Jena, dann als beratendes Mitglied im Vorstand der Abteilung Turnen des TuS Jena.
Als es um die Neugründung ging, saß er mitten in der Runde und hat über das Für und Wider und den neuen Namen lebhaft mitdiskutiert.
Er, der manchem als wortkarg galt, konnte mit Argumenten in den Diskurs eintreten, die nachdenklich machten, auch einmal unbequem waren, nie persönlichen Eitelkeiten, aber immer der Sache – dem Gerätturnen – dienten.

In den letzten Lebensjahren war Peter ständig von Schmerzen geplagt, es fand sich kein Mittel, die Beschwerden zu lindern. Es war nicht der körperlicher Schmerz allein, mit wachen Sinnen hat er mitgetragen, wie sich der Gesundheitszustand von Erika über die Jahre verschlechterte, wissend, dass es für sie keine Aussicht auf Besserung gab. Das zehrte an seinem Lebensmut.

Behalten wir Peter Kröplin in ehrender Erinnerung und verneigen uns in Dankbarkeit.

Mit einem verschmitzten Lächeln wäre sicher seine Antwort: „Nun übertreibt mal nicht.“

 

 

Gunter Skirl

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